Reichspräsident Paul von Hindenburg in Lengdorf

 

Der Reichspräsident wird in Thann-Matzbach begrüßt.

Foto: Sammlung Ruppert Fruth

Dorfener Zeitung vom 23. Aug. 1926
Sammlung Franz Streibl

Autorin: Angela Greimel, 2022

 

Paul von Hindenburg, Reichsmarschall und seit 1925 Reichspräsident, besuchte am Sonntag, den 22. August 1926 seinen Freund Forstrat Georg Escherich in Isen. Er reiste mit dem Zug an und auf der Fahrt vom Bahnhof Thann-Matzbach nach Isen wurde er auch in Lengdorf herzlich begrüßt.

Forstrat Georg Escherich holte den hohen Gast mit dem Auto am Bahnhof ab und auf der Rückfahrt nach Isen machte er in Lengdorf einen kurzen Halt. Das war für den Ort ein außergewöhnliches Ereignis und die Lengdorfer bereiteten dem deutschen Staatsoberhaupt einen freudigen Empfang. Konnte man sich doch mit der 1920 neu erbauten Kirche und dem zwei Jahre später neu angelegten Ehrenfriedhof für die gefallenen Soldaten mit Kriegerdenkmal und den schmiedeeisernen Kreuzen durchaus präsentieren.

Ein Bericht in der Dorfener Zeitung vom 23. Aug. 1926 schildert den Ablauf des kurzen Besuches in Lengdorf. Der Berichterstatter, ein Lengdorfer, ist namentlich nicht bekannt:

„Lengdorf, 23. August. (Hindenburgs Besuch.) Einen Tag ganz seltener Feier konnte am gestrigen Sonntag unsere Pfarrgemeinde in ihre Geschichte einreihen. Es ist wohl das erste Mal gewesen, daß das Reichs-Oberhaupt uns Lengdorfer mit seinem hohen Besuche beehrte. Demgemäß ließen es wir Lengdorfer auch angelegen sein, den hohen Gast freudig und würdig zu empfangen. Reichspräsident von Hindenburg war in seinem Salonwagen auf direkter Fahrt von Berlin aus mit dem Personenzug, der von München her um 9,29 Uhr anlangt, in der Station Thann-Matzbach eingetroffen, woselbst sich die Veteranen- und Kriegervereine von Dorfen (mit 30 Mann), die von Obergeislbach, Kirchasch und Walpertskirchen fast vollzählig aufgestellt hatten. Nachdem Hindenburg seinem Salonwagen entstiegen war, schritt er die stattliche Front der Veteranenvereine, freudig überrascht, in bewundernswerter Strammheit ab und zog besonders die Alt-Veteranen des deutsch-französischen Krieges, die restlos erschienen waren, in leutseliger Weise ins Gespräch. Dann ging es mit dem Auto nach Lengdorf selbst. Hier war die Pfarrgeistlichkeit, der Gemeinderat mit H. Bürgermeister Seisenberger, H. Hauptlehrer Pöppl, dann die Veteranenvereine und die Feuerwehren von Lengdorf, Matzbach und Watzling, sowie der kath. Arbeiterverein Lengdorf versammelt, umrahmt von den Schulkindern und der Bürgerschaft. In dem Momente, da der Reichspräsident an der inneren Dorfflur angelangt war, erdröhnten die Böller, die verstärkte Lengdorfer Musikkapelle setzte mit dem bayerischen Defiliermarsch ein. Dann trat HH. Pfarrer Lengmüller an das Auto, begleitet von H.H. Benefiziaten, H. Bürgermeister und Herrn Hauptlehrer und begrüßte das Reichsoberhaupt, dem gerade in Lengdorf szt. bei der Präsidentenwahl der übergroße Teil seine Stimme gegeben hatte, in markanten Worten, Gottes Segen für Hindenburgs verantwortungsvolle, dornenreiche Arbeit im Dienste des Vaterlandes herabflehend. Eine der Festjungfrauen überreichte mit einem Gedichte einen hübschen Strauß heimatlicher Blumen. Und als dann unser Pfarrherr das Hoch auf das allverehrte Oberhaupt Deutschlands ausbrachte, stimmten alle Anwesenden begeistert ein, übertönt von den hellen Stimmen der Kinder. Von Blumen überschüttet, setzte dann das Auto seinen Weg nach Isen fort. Nachmittags kam der Reichspräsident wieder mit Auto nach Thann-Matzbach, woselbst er sich die bis zum Eintreffen des Personenzuges währenden 20 Minuten leutseligst mit dem zum Abschied erschienenen HH. Diözesanpräses Stadler unterhielt, wobei er besonders der mächtig aufblühenden kath.-bayerischen Burschenvereine seine volle Anerkennung zollte und der Gemeinde für den schönen Empfang seinen herzlichsten Dank übermitteln ließ.“

Angela Greimel, 2022