Die Lengdorfer - ein wohlhabender Landadel

Beitrag in „Lengdorf 1090 - 1990“
Herausgeber Gemeinde Lengdorf 1990

Autor: Herbert Dahlmann, 1990

Wer der Begründer des Geschlechtes derer von Lengindorf war, lässt sich nicht feststellen. Jedenfalls wird Isenrich de Lengindorf als erstes Mitglied in einer schriftlichen Quelle aufgeführt.

Man kann ihn auch Isanrich von Lengindorf nennen. Allerdings zeigt das Wort „de“ oder „von“ nicht die Zugehörigkeit zum Adelsstand an. Damals gab es noch keine Familiennamen. Eine Unterscheidung einzelner Personen erfolgte deshalb durch den Herkunftsort. Erst die Bezeichnung „nobiles“ im Schriftstück der Weihenstephaner Tradition stuft Isanrich - neben anderen Zeugen - als eine höhergestellte, eine adlige Person ein, als Freien im Gegensatz zu Leibeigenen oder anderen abhängigen Personen.

Knapp 200 Jahre lang tauchen Namen des Lengindorfer Geschlechtes in den Traditionen altbayerischer Klöster auf. Dort sind manche Personen mit der Ortsangabe „Lengindorf“ nur einmal, andere mehrmals unter verschiedenen Daten genannt. Diesen Zeitraum geben die Jahreszahlen in der Übersicht an.
Die Generation nach Isanrich fehlt in den schriftlichen Unterlagen. Aus ihnen sind auch die Verwandtschaftsbeziehungen unter den Mitgliedern des Lengindorfer Geschlechts nicht genau zu entnehmen. Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass Ortsangaben als Bestandteil des Namens ausgewechselt wurden. So nennt sich Eckhart von Lengdorf auch von Schwindkirchen und von Grasbrunn. Hier zeigt sich eben, dass die Ortsangabe keinen festen Bestandteil eines Familiennamens darstellt. Wechselt der Wohnsitz, ändert sich auch die zusätzliche Bezeichnung.

Isenrich
1080 /96
?

Gotbold Askwin Gebolf
1138 /47-52 /56 1138 /47-56 /72 1138 /47 - 56 /72

Magnus Berthold Gotbold Eckhart Ulrich Aribo Richi(n)za
1138 /47- 1138 /47- 1138 /47- 1147 /56- 1168 1158 /9. 1156 /72-
56/72 56 /72 56 /72 ca. 80 ca. 80

Otto
1185 /7-
? 1210

Alle Nennungen von Mitgliedern des Lengindorfer Geschlechtes findet man in den Traditionen altbayerischer Klöster. Ihr Inhalt handelt meist von Grundstücksgeschäften. An politisch bedeutsamen Aktionen waren die Lengindorfer nicht beteiligt. Da sie selbst Besitz in näherer und weiterer Umgebung hatten, kann man dieses Geschlecht als wohlhabenden Landadel bezeichnen.

Nach dem 13. Jahrhundert taucht die Ortsangabe Lengdorf als Namensteil nicht mehr auf. Zahlreiche Geschlechter sind um diese Zeit verschwunden, ausgestorben. Als Gründe führen Historiker Kinderlosigkeit oder Teilnahme an Kreuzzügen an. Für die Lengindorfer Sippe waren andere Ursachen bestimmend. „Ursprünglich freien Standes und mit weit verstreutem Besitz begabt, gerät sie in den Strudel der sozialen Umwälzungen des 12. Jahrhunderts, dazu in den Aktionsradius der Wittelsbacher und ihrer rührigsten Helfer, der „Kopf“, und geht nicht ungeschoren aus dieser Notlage hervor.“

Als Freisinger Dienstmannen, somit Anhänger des Bischofs und nicht gerade Freunde der Wittelsbacher, mussten die Lengindorfer der Übermacht weichen. Magnus ließ sich in Freising nieder, Berthold und Gotbold wurden als Ministeriale des Tegernseer Klosters bestätigt und sicherten sich dadurch dessen Beistand. Eckhart dagegen trat schon 1168 in den Dienst der Wittelsbacher ein und erhielt in Schwindkirchen einen Platz zugewiesen.

Der Sitz Lengdorf übernahm zuerst das Geschlecht der Heglinger. Sie besaßen schon Güter in Höhenberg. Ihr Stammsitz lag in Hegling in der Nähe von Bad Aibling. 1254 verliert sich dort ihre Spur, setzt sich vermutlich in Lengdorf fort. Nach ihrem Verschwinden übernahmen die Herren von Kopfsburg im Lengdorfer Raum die Vormachtstellung. Ihren Wohnsitz behielten sie jedoch weiterhin an ihrem Stammsitz. Familien wie die Saldorfer, Rott und Niedermayr erlangten im Lengdorfer Raum keine beherrschende Rolle. Dies lässt sich aus den schriftlichen Unterlagen entnehmen.