Haben Sie Lust, Näheres über Lengdorf zu erfahren? Über Land und Leute, Kirche und Adel, Feste und Vereine, Vergangenes und Gegenwärtiges? Textbeiträge und eine
reiche Fotosammlung geben Ihnen die Antwort. Wir laden Sie ein zu einer Zeitreise durch unsere Heimatgemeinde.
Michèle Forstmaier, Erste Bürgermeisterin und Angela Greimel, Gemeindearchiv
„Jedes Individuum 1 fl 36 Kr“ - Statistik der Schule Lengdorf von 1833
Kopie der Schulstatistik vom 6. Jan. 1833
im Gemeindearchiv Lengdorf (Ausschnitt)
Autorin: Angela Greimel, 2022
Die Schulstatistik von 1833 gibt einen Einblick in die Situation des Schulbezirks Lengdorf im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts. Aufgelistet sind viele Details, u.a. die Seelenzahl (Einwohner) der einzelnen Orte, Schülerzahlen, Klassen, Schulraum, der bauliche Zustand des Hauses und die Beschaffenheit des Geländes.
Verfasst hat die Statistik Lehrer Cajetan Streubl und unterschrieben wurde sie von Pfarrer und Lokal-Schulinspektor Johann Ev. Niedermair. 1842 fertigte Lehrer Joseph Wimmer eine Abschrift dieser Statistik an, die uns erhalten geblieben ist.
Orte und Seelenzahl im Schulbezirk Lengdorf:
Aichmühle 4, Brandlengdorf 74, Bruck 7, Etz 9, Furting 67, Geiselbach 99, Gemeinde 8, Graben 20, Grub 30, Haida 11, Hatzenöd 6, Hohenberg 34, Holnburg 12, Holz 78, Hueb 12, Kohlwies 8, Kopfsburg 109, Krinning 25, Lacke 10, Lengdorf (Schulsitz) 97, Lidling 64, Matzbach 51, Membach 48, Obernumberg 8, Pausenberg 8, Thann 66, Tiefenbach 30, Unternumberg 10, Waida 11, Wenshof 6, Wimpersing 21 (Summa 1043).
Im Jahr 1807 war das Kaplanhaus (heute Raiffeisenbank) auf allerhöchsten Befehl in ein Schulhaus umgewandelt worden. Der Lehrer wohnte nicht im Schulhaus, sondern im Mesnerhaus (heute Rathaus). Beide Gütchen waren im Eigentum der Kirche.
Für alle Schüler gab es nur ein Schulzimmer (9 Schuh hoch, 25 Schuh lang, 21 Schuh breit) und nur einen Lehrer, der drei Klassen unterrichtete:
- Klasse. 6 - 8 Jahre
- Klasse. 8 - 10 Jahre
- Klasse. 10 - 12 Jahre
Die Schulstunden erfolgten für die 2. und 3. Klasse vormittags und für die 1. Klasse nachmittags. Für jedes „Individuum“ musste von den Eltern jährlich 1 fl 36 Kr bezahlt werden. Die „Feyertagsschule“ war kostenfrei.
10jähriger Durchschnitt der Schülerzahlen (1822 – 1831):
Werktagsschüler männlich 385
Werktagsschüler weiblich 459
Feyertagsschüler männlich 371
Feyertagsschüler weiblich 422
Weiters erfahren wir:
„Ein Neubau sei nicht notwendig und es könnte auch keiner angebracht werden, weil das Schulhaus auf einem Hügel steht. Jährlich werden zu kleinen Reparaturen 4 fl verwendet, welche von einem Tagelöhner als Zins-Geld für das zu ebener Erde zum Schulhaus gehörigen Stübchen jährlich erhoben werden. Wegen Mangel an eigenen Mitteln könnte die Schule keine Neubauten und eine Erweiterung des Schulgebäudes bestreiten. Der Schulgarten liegt hoch, gegen Osten und Süden. Der Größe nach hat er samt dem Grunde, auf welchem das Schulhaus steht, und samt dem daneben liegenden unfruchtbaren Hügel, nur 25 Dezimalen. Der Grund desselben ist sehr schlecht und kann nur nach und nach vorschriftsmäßig benützt werden. Die Umzäunung desselben ist gut. Die Beheizung des Schulzimmers bezahlt die Skapulierbruderschaft mit 12 fl jährlich.“
Die zur Schule gehörigen Gründe waren dem Lehrer zur Nutznießung gegeben. Das reine Vermögen (Wert des Gebäudes und der Gründe) betrug 646 fl 40 kr.
Angela Greimel, 2022
fl = Gulden
kr = Kreuzer