Die Lengindorfer "Burg" - Festung oder Bauernhof?

Beitrag in "Lengdorf 1090 - 1990"
Herausgeber Gemeinde Lengdorf 1990
Autor: Herbert Dahlmann, 1990

 

Verfolgt man die Geschichte der Lengdorfer Sippe, so ist es verständlich, dass die Entwicklung der Lengdorfer „Burg“ nicht besonders herausragend war. Großartige Bauten kann man also nicht erwarten. Will man sich von der Holzburg Lengdorf eine Vorstellung machen, so darf man keinesfalls das Idealbild einer mittelalterlichen Befestigungsanlage vor Augen haben.

 Das Geschlecht der Lengindorfer, wohlhabender Landadel, war von geringer politischer Bedeutung. Es bestritt seinen Lebensunterhalt aus den Abgaben einiger Höfe. Größere Bauten konnten schon aus finanziellen Gründen nicht errichtet werden. Als man dann im Hochmittelalter mächtige Burgen baute, war die Zeit des Lengdorfer Geschlechtes schon vorbei. Kopfsburg übernahm nun eine Führungsrolle.

So hob sich die Lengdorfer „Burg“ neben der Kirche nur wenig gegenüber den sehr einfachen Gebäuden anderer Einwohner heraus. Vielleicht war dieser Edelsitz ein zweigädiges Gebäude, d.h. ein Haus mit Erdgeschoß und erstem Stock. Alte Schriftstücke heben eine solche Eigenschaft meist besonders hervor, ebenso, wenn der Wohnteil im Erdgeschoß gemauert war. Nebengebäude wie Stall und Schuppen schlossen sich in drei- oder vierseitiger Anordnung an. Ob auch noch ein Bergfried, die letzte Zufluchtsstätte vor dem Feind, oder ein Grabensystem mit Palisaden den Sitz umgab, kann nicht belegt werden. Die „Burg“ verfiel wahrscheinlich nach dem Aussterben der Edelgeschlechter. Der Burgstall ist im 30jährigen Krieg 1634 zerstört worden, meint Jakob Zollner, ohne nähere Angaben zu machen.

Die letzten Reste einer Anlage sah Bernhard Zöpf noch zu seinen Lebzeiten: „Neben der Pfarrkirche erhebt sich links ein hoher Hügel, worauf die ganz aus Holz gebaute Burg der Edlen von Lengindorf - Lengdorf - stand. Damals war die Aufschüttung noch vorhanden; denn 1833 hieß es in der Schulstatistik Lengdorf: „Der Schulgarten liegt hoch, gegen Osten und Süden, der Größe nach hat er samt dem Grunde, auf welchem das Schulhaus steht, und samt dem danebenliegenden unfruchtbaren Hügel, nur 25 Dezimale, der Grund desselben ist sehr schlecht und kann nur nach und nach vorschriftsmäßig benutzt werden.“ Vielleicht lag noch Schutt unter dieser Erhöhung. Deshalb versuchte man, diesen „10 - 12 Schuh hohen Hügel“, was ungefähr drei Metern entspricht, abzutragen. „Seit 1850 wurde an dessen Planierung gearbeitet. Pfarrer Kohlmüller hat mehrere Fuder auf seine Wiese und die im Jahre 1854 erworbenen Äcker fahren lassen. Im Jahre 1859 musste der noch übrige Rest des Hügels, gemäß landgerichtlicher Anordnung vom 27.10.1859, abgetragen und der Garten eingeebnet werden.“ Mit der Planierung dieses Hügels verschwanden damit im 19. Jahrhundert die letzten Spuren einer Lengdorfer „Burg“. Auch bei den Bauarbeiten für die Schule im Jahre 1960 fand man keine Überreste mehr.